Alternative text missing

Palästinenser*innen beim Einkauf auf einem Markt in Rafah, im südlichen Gazastreifen, 8. Februar 2024. Foto: Abed Rahim Khatib/Flash90

Entmenschlichung durch Ignorieren

Der politische und der militärische Apparat in Israel hatten es durch konsequentes Ignorieren der Zivilbevölkerung sowie der dortigen Hamas-Führung im Gazastreifen bis zum 7. Oktober 2023 nicht für möglich gehalten, dass diese einen Weg suchen und finden könnten, um gegen die dortigen Verhältnisse vorzugehen. Es bestand und besteht offenbar keinerlei Interesse der Regierung, des Militärs, sowie eines Großteils der israelischen Öffentlichkeit an der zukünftigen politischen und gesellschaftlichen Ordnung in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Dieses mangelnde Interesse beschreibt unser Autor, der Soziologe Yagil Levy in seinem ausführlichen Beitrag als Praxis der "Entmenschlichung durch Ignorieren".

Es gibt eine militärische Regel, wonach eine Voraussetzung für den Erfolg von westlichen Besatzungsarmeen ist, den «Kampf um die Herzen und Köpfe» der lokalen Zivilbevölkerung zu gewinnen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich militärisch zurückzuhalten, selbst wenn damit eine größere Gefährdung der eigenen Truppen verbunden ist. Weder die israelische Armee noch ihre politische Führung richten sich nach dieser Regel. Im Gegensatz zu den US-Amerikanern, die sich bei ihren militärischen Interventionen wenigstens Gedanken darüber machen, welche politische Ordnung sie in weit entfernten Ländern hinterlassen, zeigen die Israelis so gut wie gar kein Interesse an der zukünftigen politischen und gesellschaftlichen Ordnung in ihrem unmittelbaren Hinterhof.

November 2023

Das Versagen, das zum Massaker am 7. Oktober 2023 führte, lässt sich auf erschreckend einfache Weise zusammenfassen: Der politische und der militärische Apparat in Israel hatten es nicht für möglich gehalten, dass die notleidende Bevölkerung des Gazastreifens, die schwer von der von Israel verhängten Blockade betroffen ist, einen Weg finden würde, gegen das, was sie so sehr belastet, vorzugehen. Wir diskutieren unermüdlich über das Versagen der Geheimdienste (die Annahme, dass wir die Hamas abgeschreckt hätten) und das konzeptuell-operative Versagen (das Sich-Verlassen auf die Sperranlage) und werfen der Regierung vor, dass sie die Hamas gestärkt habe. All diese Argumente haben ihre Berechtigung, jedoch möchte ich vorschlagen, sie nicht als Erklärungen für das, was am 7. Oktober passiert ist, zu betrachten, sondern als Phänomene, die selbst einer Erklärung bedürfen. Ich werde im Folgenden versuchen, einen alternativen Ansatz (der kein ausschließlicher ist) zu skizzieren, um die Fehler, die zum Versagen am 7. Oktober geführt haben, zu verstehen. Zu diesem Zweck schlage ich vor, sich mit dem, was als Entmenschlichung durch Ignorieren bezeichnet werden kann und sich in der Haltung von Israelis gegenüber den Menschen im Gazastreifen ausdrückt, zu befassen.[1]

Seit der Neuzeit gehört die Entmenschlichung des Feindes zu einem festen Bestandteil der Kriegsstrategie, weil damit die Anwendung von Gewalt gegen diesen zu rechtfertigen ist. Dabei wird die gegnerische Gruppe aufgrund der ihr zugeschriebenen Eigenschaften als unmenschlich dargestellt, was es dem Staat ermöglicht, die für einen kompromisslosen militärischen Kampf benötigten gesellschaftlichen Ressourcen zu mobilisieren.[2] Auch in der Geschichte Israels spielte die Entmenschlichung des Feindes eine wichtige Rolle, angefangen mit David Ben-Gurion, der die Araber als «Nazis» bezeichnete, bis hin zu Menachem Begin, der sie «zweibeinige Tiere» nannte. Dies zielte auf eine Entmenschlichung der arabischen Führungen und ihrer Kämpfer und Soldaten ab. Die Zweite Intifada markierte einen Wendepunkt: Von nun an ging es um die Entmenschlichung der arabischen Bevölkerung. Unter anderem tritt diese Variante in der Stärkung des nationalistischen, ultraorthodoxen Diskurses in Erscheinung, der Palästinenser*innen mit den Amalekitern und Philistern vergleicht – ein Diskurs, der auch die Armee durchdringt. Aber für unsere Diskussion hier ist Entwicklung einer anderen Variante der Entmenschlichung wichtig: Neben einer «aktiven» Variante, bei der die Menschlichkeit der feindlichen Bevölkerung explizit geleugnet wird, entstand eine «passive» Variante: Entmenschlichung durch Ignorieren.

Seit einigen Jahren verweisen Wissenschaftler*innen wie Henry Giroux, Achille Mbembe und andere auf die Tendenz, das Leben benachteiligter Bevölkerungsgruppen als nicht echtes oder lebenswertes Leben wahrzunehmen und sie entsprechend zu behandeln. Die für unsere Diskussion relevantesten Überlegungen auf diesem Gebiet sind die der Philosophin Judith Butler. In ihrer Analyse der neuen Kriege (vor allem der Kriege der USA gegen den Irak und Afghanistan) stellt Butler fest, dass es eine Hierarchie des Trauerns gibt, wonach in Kriegen die Opfer und das Leid der Angegriffenen als nicht beklagenswert gelten, während die Toten, die den angreifenden westlichen Nationen angehören, betrauert werden. Das Leben der Opfer in den verlorenen und zerstörten Gebieten, die vermeintlich nie «wirklich» gelebt haben, ist ein bedeutungsloses Leben, das nicht betrauert werden muss. Nach Butlers Ansatz gehören die Palästinenser*innen im Gazastreifen zu der Kategorie der Unbetrauerbaren.

Das spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie ihr Tod einfach hingenommen wird, das heißt ohne Nachrufe oder Anzeichen von Bekümmerung. Wenn überhaupt, wird ihr Tod nur statistisch erfasst, ohne Namen und Gesichter. Die fehlende Trauer ermöglicht es, weiterhin Gewalt gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen anzuwenden. Andererseits sind die Leben, die es wert sind, betrauert zu werden, nicht diejenigen, die geendet haben, sondern diejenigen, die aufgrund ihres Wertes erhalten bleiben sollen.[3] Nach Butler ist dies Entmenschlichung. Das ist der interessante Aspekt ihrer Überlegungen: Die Entmenschlichung findet nicht über einen Diskurs statt, der eine Gruppe als diejenige kennzeichnet, gegen die Gewalt legitim ist. Es handelt sich dabei nicht um eine explizite Entmenschlichung, sondern um die Weigerung, überhaupt irgendeinen Diskurs über diese Gruppe oder diese Menschen zu führen. Diese drückt sich in der Beschränkung eines Diskurses über eine Bevölkerung aus, von der angenommen wird, dass sich ihre Mitglieder in einer Art Schwebezustand zwischen Leben und Tod befinden. Mit anderen Worten: Es handelt sich dabei um das, was ich Entmenschlichung durch Ignorieren nenne.

Im Folgenden möchte ich darlegen, wie die Entmenschlichung durch Ignorieren in der Haltung von Israelis gegenüber dem Gazastreifen und den dort lebenden Menschen zum Ausdruck kommt. Eine moralische Auseinandersetzung mit dieser Haltung steht nicht im Zentrum meines Artikels (eine solche findet sich bei Butler), sondern vielmehr die Frage, inwiefern dieses Ignorieren zu der Entwicklung der Umstände beigetragen hat, die zu der Überraschung am 7. Oktober führten. Wobei anzunehmen ist, dass es auch Auswirkungen darauf hatte, wie die israelische Armee den Feind wahrgenommen hat.

 Das Ignorieren des Gazastreifens

Butler spricht von einem öffentlichen Diskurs, in dem die als Feind kategorisierte Gruppe ignoriert wird. In Israel zeigt sich dies im Verhältnis zum Gazastreifen, deren Bewohner*innen im öffentlichen Bewusstsein kaum oder gar nicht vorkommen. In einem in Haaretz erschienenen Artikel zitieren die Nahostwissenschaftler Yonatan Mendel und Dotan Halevy den ehemaligen Premierminister Jitzchak Rabin, der in den 1990er Jahren in Bezug auf den Gazastreifen einmal gesagt haben soll: «Ich wünschte, er würde im Meer versinken.» Er brachte damit eine Hoffnung zum Ausdruck, die viele Israelis teilten.[4] Nach Einschätzung der beiden Wissenschaftler wissen Israelis fast nichts über den Gazastreifen, deren Bewohner*innen sich doch nur ein ganz normales Leben wünschen und in dem sich Kultur und Handel entwickelt haben. Ihnen zufolge «entspringt der Wunsch, den Gazastreifen zum Schweigen zu bringen, der Erkenntnis, dass er immer da sein wird, um uns daran zu erinnern, wo wir uns befinden.»

Mendel und Halevy gehören zu einer akademischen Minderheit in Israel. Der nahostwissenschaftliche Diskurs, der in Wechselwirkung mit der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträger*innen entsteht, ist nicht frei von der Tendenz, die Bevölkerung des Gazastreifens zu ignorieren. Das wird schon daran deutlich, dass es kaum umfassende gesellschaftspolitische Analysen unter der Berücksichtigung aktueller Entwicklungen gibt. Man beschäftigt sich mit dem politischen Regime im Gazastreifen, nicht aber mit der Gesellschaft, die dieses Regime hervorbringt. Zwar wurde im Jahr 2019 eine Studie über Einstellungen der Bevölkerung im Gazastreifen veröffentlicht.[5] Das ist sicherlich ein wichtiger Beitrag, der die Existenz von Menschen jenseits der Grenze zur Kenntnis nimmt, aber er ist kein Ersatz für eine tiefergehende und kontinuierliche Analyse der dortigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Es ist das unabhängige Forschungsinstitut Forum for Regional Thinking, das diesbezüglich eine alternative und vom Mainstream abweichende Perspektive einnimmt und für einer «Humanisierung» der Bewohner*innen des Gazastreifens eintritt. Damit stellt es, so auch die Selbsteinschätzung der Mitarbeiter*innen, im Bereich der Nahost-Studien in Israel eine Ausnahme dar.[6] So wird sich in Israel zum Beispiel kaum Gedanken dazu gemacht, wie der aktuelle Krieg die Welt der im Gazastreifen lebenden Kinder, also Israels zukünftigen Nachbarn, prägt und verändern wird.

Entmenschlichung durch Ignorieren ist also der Ausgangspunkt des Diskurses über den Gazastreifen in Israel. Dennoch gilt es auch zu fragen, inwieweit staatliches Handeln diesen Prozess bestärkt. Ein zentrales Projekt in diesem Zusammenhang ist die Grenzblockade zwischen Israel und dem Gazastreifen. Nach offizieller Darstellung hat sich Israel im Jahr 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen und sich vollständig von dem Gebiet «abgekoppelt». Aufgrund anhaltender gewalttätiger Auseinandersetzungen blockierte Israel die Grenze mit einer Sperranlage und Bodenbarrieren, um die Tunnel der Hamas zu neutralisieren. Außerdem wurden Barrieren im Meer errichtet, um ein Eindringen nach Israel über den Seeweg zu verhindern, und der Luftraum mit dem Iron-Dome-System und anderen Mitteln abgesichert. Ähnliche Maßnahmen, wenn auch in einem deutlich begrenzteren Ausmaß, ergriffen die israelische Regierung und Armee auch im Westjordanland. Aufgrund der dort sehr fragmentierten Grenzsituation und einem größeren Austausch zwischen diesem Gebiet und Israel ist es jedoch schwieriger, die dortige palästinensische Bevölkerung zu ignorieren.

Um zu verstehen, was das Ignorieren bedeutet, ist es hilfreich, sich mit einem alternativen Strategieansatz, der sich im Rahmen des israelischen Militarismus entwickelt hat, zu beschäftigen. Im Jahr 2002, zwei Jahre nach Ausbruch der Zweiten Intifada, erklärte Stabschef Moshe Ya'alon, dass der Zweck des Kampfes gegen die Palästinenser*innen darin bestehe, «ihnen in ihr Bewusstsein einzubrennen», dass gewalttätiger Widerstand gegen Israel sinnlos sei. Das Streben, den Widerstandsgeist zu brechen, ist kein moderater Ansatz. Im Gegenteil: Er beinhaltet den Anspruch, die palästinensische Zivilgesellschaft und ihre wirtschaftliche Infrastruktur militärisch anzugreifen, um Druck auf ihre politische Führung auszuüben. Jedoch drückt sich darin zumindest eine Anerkennung der Existenz der palästinensischen Bevölkerung aus, mit der die Israelis im Rahmen einer politischen Lösung auch in Zukunft werden zusammenleben müssen. Deswegen auch die Strategie und das Bestreben, Einfluss auf deren Bewusstsein zu nehmen.

Die gegenwärtigen Versuche, sich von den Palästinenser*innen – in diesem Fall von den Bewohner*innen des Gazastreifens – abzukoppeln, sind dagegen Ausdruck einer eindeutigen Abkehr von den oben skizzierten militärischen Bemühungen. Sie laufen praktisch auf einen Verzicht jeglichen Dialogs mit den Palästinenser*innen hinaus und setzen stattdessen auf technische Mittel und Lösungen, um die Kampffähigkeit und Kampfgeist des Gegners zu lähmen. Implizierte der Ansatz der «Bewusstseinsveränderung» noch die Möglichkeit eines Dialogs mit den Palästinenser*innen, nachdem ihr Bewusstsein entsprechend „eingebrannt“ wurde, bedeutete die Errichtung der Verteidigungswälle die Aufkündigung jeglicher Gesprächsbereitschaft. Israel konnte seiner Meinung nach frei walten und schalten, unabhängig von den Konsequenzen seiner Maßnahmen für den Gazastreifen, denn selbst wenn deren Bevölkerung bzw. ihre politische Führung sich weiterhin gegen Israel stellen würde, wären ihre Handlungsmöglichkeiten durch die vielfältigen Blockaden und Barrieren beschränkt. Dieses militärische Konzept ging davon aus, dass Israel, selbst wenn die Bewohner*innen des Gazastreifens über neue Waffen oder eine verbesserte Kampftechnik verfügen sollten, einen Weg finden würde, diese zu neutralisieren.

Die Abkehr vom Ansatz, «es in ihr Bewusstsein einzubrennen», wurde institutionalisiert. Aus dem 2018 veröffentlichten Dokument «Strategie der Israel Defense Forces» geht hervor, dass die israelische Armee seit Beginn der 2000er Jahre der Medienberichterstattung zum Israel-Palästina-Konflikt und ihrem Einfluss auf die öffentliche Meinung eine verstärkte Bedeutung zumisst, insbesondere weil das deutliche Machtungleichgewicht zwischen Israelis und Palästinenser*innen seitdem in den Medien eine größere Aufmerksamkeit erfährt. Gemäß dem Dokument gehören zu den Zielgruppen einer solchen Meinungsbeeinflussung nicht nur die internationale Öffentlichkeit, sondern auch die arabischen Gesellschaften. Dagegen gilt die palästinensische Bevölkerung – insbesondere die unter israelischer Kontrolle – weder als wichtiger Faktor, mit dem es sich routinemäßig oder während Kampfhandlungen zu befassen gilt, noch als Zielgruppe für Propaganda. Daher wurden keine Anstrengungen unternommen, um die Haltung der Palästinenser*innen im Gazastreifen (oder im Westjordanland) zu beeinflussen, ganz im Gegensatz zu Ya'alons Strategie der «Zerstörung ihres Bewusstseins». Das Ergebnis, so die Schlussfolgerung von Generalmajor Nitzan Alon ist, dass «unserer Fähigkeit, die öffentliche Meinung im Gazastreifen während Kampfhandlungen zu beeinflussen, Druck aufzubauen und diesen an die Entscheidungsträger in der Hamas weiterzuleiten, immer noch schwach ausgeprägt ist». Damit fasste Alon die Lehren aus der Operation «Guardian of the Wall» gegen den Gazastreifen im Mai 2021 zusammen.[7]

Alon kritisierte unter anderem die damalige Entscheidung der israelischen Armee, ein Gebäude in Gaza anzugreifen, in dem sich zahlreiche Büros internationaler Medien befanden. Doch damals kam es noch zu weiteren Bombardierungen, nämlich auf Hochhäuser, über die viel berichtet wurde, zum Teil als Ausdruck der besonderen Präzisionsfähigkeit der israelischen Luftwaffe, zum Teil als Ausdruck militärischer Kühnheit. Mit Ausnahme des «Zwischenfalls» des Mediengebäudes gab es kaum Kritik an diesen militärischen Aktionen. Dabei wurde völlig ignoriert, wie die gezielte Zerstörung von Wohn- und Bürotürmen auf Kosten der Mittelschicht des Gazastreifens geht, die dort ihre Unternehmen oder Wohnungen hat, obwohl dies die gesellschaftliche Schicht ist, die Hamas mäßigen kann, die mit ihren Steuerzahlungen die öffentliche Verwaltung im Gazastreifen stützt, das Rückgrat jeder Regierung bildet und eine Brückenfunktion übernehmen kann, um zu einer Verständigung mit Israel zu gelangen. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, ob es moralisch legitim oder legal ist, Wohn- und Bürohochhäuser anzugreifen, sondern auch, ob es auch aus pragmatischer Sicht richtig ist und welche Konsequenzen dies für einen Dialog mit einer Gesellschaft hat, die an Israels Grenze lebt und weiterhin leben wird.

Anscheinend besteht die Aufgabe der Armee darin zu kämpfen, und nicht darin, sich um die von den Kriegshandlungen betroffene Bevölkerung zu kümmern. Doch der bevölkerungsorientierte Ansatz – der darauf abzielt, die Zivilbevölkerung von den Kämpfenden, in der Regel Guerillakämpfer oder Terroristen, zu trennen – geht auf Militärs zurück und nicht auf Politiker*innen, die Armeen leiten. Er war kennzeichnend für den Einsatz der britischen Armee in ihrem ehemaligen Kolonien. Interessanter für unseren Fall ist jedoch seine zeitgenössische Anwendung in den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Die Kommandeure der US-Armee kamen zu dem Schluss, dass eine aggressive Angriffsstrategie, die die eigenen Truppen schützte, aber zu Lasten der der Zivilbevölkerung ging, den Hass dieser auf die US- und britische Armee im Irak sowie auf die NATO-Streitkräfte in Afghanistan schüren würde. Man nahm an, dass sie lokale Milizen mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung dazu ermuntern würde, sich der ausländischen Präsenz zu widersetzten, was letztendlich die Gefahr für die eigenen Streitkräfte erhöhen und vor allem den Aufbau einer stabilen politischen Ordnung erschweren würde, die benötigt wurde, um nach Erreichen der Kriegsziele die Soldaten wieder abziehen zu können. Deshalb formulierten die Kommandeure ein Konzept, das den Kampf um die «Herzen und Köpfe» der einheimischen Bevölkerung als Voraussetzung für militärische Erfolge sieht. Erfolg im Kampf wurde oft an der niedrigen Zahl von getöteten Zivilist*innen festgemacht.[8] Daraus ergibt sich die Notwendigkeit militärischer Zurückhaltung, selbst um den Preis eines erhöhten Risikos für die eigenen Truppen. Die israelische Armee (und ihre politische Führung) verfügt über kein vergleichbares Konzept. Im Gegensatz zu den US-Amerikanern, die sich um die politische Ordnung, die sie nach militärischen Interventionen in weit entfernten Ländern hinterlassen, sorgen, scheint sich die aktuelle israelische Regierung nicht für die zukünftige politische und gesellschaftliche Ordnung in ihrem unmittelbaren Hinterhof zu interessieren.

„Kollateralschaden“

In den Augen vieler ist die Tendenz der Medien, ausführlich und einfühlsam über die persönliche Geschichte von Opfern einer Seite des Kriegs zu berichten, natürlich und selbstverständlich. Allerdings zeigt sich auch in der Medienberichterstattung und der unterschiedlichen Behandlung von Kriegsopfern die Tendenz zur Entmenschlichung durch Ignorieren. Das gilt auch für Israel. Aufgrund dessen entstanden während der Operation «Protective Edge» (2014) Initiativen, um die Namen der getöteten Palästinenser*innen zu veröffentlichen. Es war ein Akt des Widerstands gegen das, was sie als Ausschluss der Palästinenser*innen aus der Kategorie der «schützenswerten Menschen» sahen, gegen ihre Einstufung als Unbetrauerbare – reine Nummern ohne Namen und Gesicht.[9]

Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem griff diese Idee auf und startete eine Kampagne mit dem Titel «Kinder im Gazastreifen haben einen Namen». Die öffentliche Rundfunk- und Fernsehanstalt weigerte sich jedoch, einen Spot auszustrahlen, in dem die Namen der vom israelischen Militär getöteten Kinder vorgelesen werden sollten. So begnügte sich die Organisation damit, für ihr Anliegen auf Facebook zu werben. Allerdings reichte B’Tselem beim Obersten Gerichtshof eine Klage gegen die Rundfunk- und Fernsehanstalt ein. Diese wurde jedoch abgewiesen. Der Oberste Gerichtshof stufte den Spot von B’Tselem als politische Propaganda ein und argumentierte, die Rundfunk- und Fernsehanstalt dürfe diesen ablehnen, weil er keine der Öffentlichkeit dienliche, kommerzielle Bekanntmachung sei. Richter Eljakim Rubinstein äußerte sich folgendermaßen:

«Das Vorlesen der Namen der getöteten Kinder, auch wenn uns deren Tod sehr betrübt, dient einem politischen Zweck und nicht nur der Information. Der Zweck […] besteht darin, die Öffentlichkeit dazu zu bringen, die Regierung dazu zu bewegen, die Kampfhandlungen der IDF im Gazastreifen aufgrund der Opfer unter der dortigen Zivilbevölkerung, insbesondere unter den Kindern, einzustellen. Kann man aber sagen, dass dies – die Fortsetzung der Kampfhandlungen – politisch nicht umstritten ist?»[10]

Selbst wenn sich aus diesen Ausführungen schließen lässt, der Oberste Gerichtshof hätte auch Spots für unzulässig erklärt, in denen zur Fortsetzung der Kampfhandlung aufgerufen wird, so trug sein Urteil in der Praxis zur Legitimierung der Kampfhandlungen bei, indem es verhinderte, dass die israelischen Staatsbürger*innen deren menschlicher Preis vor Augen geführt wird. Rubinsteins Argumentation liest sich daher wie eine Bestätigung von Butlers These in Bezug auf den Zusammenhang zwischen der Weigerung, über das Leben derjenigen zu sprechen, die nicht zählen, und der Legitimität, ihnen Schaden zuzufügen. Der Oberste Gerichtshof verweigerte den Kinder des Gazastreifens die Anerkennung ihres Menschseins.

Und in der Tat zeigt sich die Entmenschlichung durch Ignorieren auch dann, wenn Kampf- und Kriegshandlungen zum Tod von Zivilist*innen führen. Dann taucht der Begriff des «Kollateralschadens» auf, mit dem unbeabsichtigte und unerwartete Schäden, die Zivilist*innen während eines militärischen Angriffs erleiden, im öffentlichen Diskurs gerechtfertigt werden. Dieser Diskurs schafft eine Hierarchie des Menschseins. Dem Soziologen Zygmunt Bauman zufolge beruht die Rede von «Kollateralschäden» auf der impliziten Annahme einer Ungleichheit von Rechten und Chancen und akzeptiert von vornherein eine ungleiche Verteilung der mit einer Handlung oder Unterlassung verbundenen Risiken. Dem Anschein nach sind die Risiken nicht spezifisch, sondern neutral und ihre Auswirkungen zufällig. Tatsächlich sind die Ergebnisse dieses Risikospiels jedoch absehbar.[11] Wenn ein militärisches Ziel aus der Luft bombardiert wird und bekannt ist, dass sich dort möglicherweise Zivilist*innen aufhalten, wird das Risiko für die Zivilist*innen im Voraus berechnet. Das geht mit einer Herabsetzung des Wertes ihres Lebens einher. Ich möchte noch einmal die Unterscheidung, die ich am Anfang des Beitrags vorgenommen habe, betonen. Hier handelt es sich um eine passive Entmenschlichung, die sich von einer aktiven unterscheidet und parallel zu dieser verläuft. Bei der Entmenschlichung durch Ignorieren wird die Zivilbevölkerung des Gegners nicht explizit auf eine niedrigere Stufe in der menschlichen Hierarchie gestellt. Es werden der Bevölkerung des Gazastreifens keine negativen Eigenschaften zugeschrieben, es wird auch nicht dafür plädiert, ihr Schaden zuzufügen. Vielmehr ignoriert der Diskurs diese Bevölkerung einfach. Im gegenwärtigen Krieg zwischen Israel und Hamas sind beide Vorgehensweisen gut zu erkennen. Als dieser Beitrag verfasst wurde, belief sich die Zahl der getöteten Zivilist*innen im Gazastreifen auf mehr als 10.000, darunter (laut Berichten des Gesundheitsministeriums in Gaza) sehr viele Frauen und Kinder. Dies löste keine kritische Diskussion in der jüdischen Öffentlichkeit in Israel aus. Ganz im Gegenteil: Es wurde von vielen – vor allem von der Rechten, aber nicht nur von ihnen – ein Diskurs der aktiven Entmenschlichung vorangetrieben, der es rechtfertigt, dass der Bevölkerung Schaden zugefügt wird. In Mitte-Links-Kreisen wurden die Berichte über die steigenden Zahlen der Todesopfer im Großen und Ganzen mit Gleichgültigkeit aufgenommen. Darin kommt, wie gesagt, eine Entmenschlichung durch Ignorieren zum Ausdruck.

Aber es gibt auch Fälle, in denen die Medien davon abweichen. Ein Beispiel hierfür ist eine Initiative der Tagezeitung Haaretz: Zwischen Juli und November 2017 verfolgte sie die Stromlieferungen in den Gazastreifen und berichtete täglich darüber, wie viele Stunden den Menschen dort Energie zur Verfügung stand. Damit widersprach sie im Grunde den gängigen Presseberichten, wonach die Stromkrise im Gazastreifen eine Folge der fehlenden Infrastruktur sei, und in denen diskutiert wurde, ob Israel verpflichtet sei, den Gazastreifen mit Strom zu versorgen. Haaretz wollte seinen Leser*innen mithilfe von Statistiken und Grafiken veranschaulichen, was die mangelnde Stromversorgung für die Menschen in verschiedenen Teilen des Gazastreifens im Alltag bedeutet.[12] Damit untergrub die Zeitung den Prozess der Entmenschlichung durch Ignorieren. Ein solches Unterfangen ist etwas Außergewöhnliches im heutigen Israel.

Die Folgen der Entmenschlichung durch Ignorieren

Das offensichtliche Ergebnis der Entmenschlichung durch Ignorieren ist, dass es keine moralischen Dilemmata hervorruft, wenn der ignorierten Bevölkerung Leid zugefügt wird. In diesem Beitrag geht es jedoch weniger um eine moralische Bewertung als um den Versuch, besser zu verstehen, wie es zu dem Versagen auf verschiedensten Ebenen kommen konnte, die die Ereignisse vom 7. Oktober ermöglicht haben.

Der Zusammenhang zwischen Geheimdienstkonzepten und der Entmenschlichung durch Ignorieren ist nicht offensichtlich, aber das Denken der Mitarbeiter*innen dieser Dienste ist nicht losgelöst von den kulturellen Werten und Verhaltensweisen, die die Gesellschaft, in der sie agieren, prägen. Es ist schwerlich anzunehmen, dass sich ein kulturelles Denkmuster, das die Existenz einer Bevölkerung ignoriert und das in der von der Armee verfolgten Strategie zum Ausdruck kommt, nicht auch in der Art und Weise niederschlägt, wie die Geheimdienste die Bedrohungen verstehen, denen der Staat ausgesetzt ist.

Der Soziologe Lev Grinberg verweist auf einen wichtigen Aspekt dieses Ignorierens, indem er von der «Illusion des Gaza-Gefängnisses» spricht, nämlich der Illusion, dass sich zwei Millionen Menschen unter den Beschränkungen, die Israel dem Gazastreifen auferlegt hat, einsperren lassen, ohne dass sie rebellieren.[13] Grinberg spricht damit praktisch das fehlende Verständnis für die Dialektik der Machtausübung an: Es ist nicht nur erforderlich, die Grenzen des Einsatzes militärischer Gewalt zu verstehen, sondern auch die Fähigkeit derer, die dieser Gewalt ausgesetzt sind, Wege zu finden, um sich gegen die Gewaltausübenden aufzulehnen. Schließlich hat die Hamas ja ausdrücklich erklärt, dass sie im Rahmen ihres laufenden Kampfs gegen Israel eine Gelegenheit genutzt hat, um Israel eine Niederlage zuzufügen. Und zu diesem Zweck hat sie anscheinend die Schwächen in Israels Verteidigungssystem untersucht.

Der Soziologe Anthony Giddens sagte einmal, dass «ein menschlicher Akteur [Handelnder] zu sein bedeutet, Macht zu haben, in der Lage zu sein, in der Welt ‹einen Unterschied zu machen›»,[14] das heißt, dass selbst diejenigen, die scheinbar machtlos sind, eine Herausforderung für diejenigen sein können, die Macht haben. Diejenigen, die sich weigern, die Existenz einer Bevölkerung anzuerkennen, werden fast zwangsläufig die Fähigkeit dieser Menschen leugnen, «einen Unterschied zu machen», was in diesem Fall bedeutete, Israels indirekte Kontrolle über den Gazastreifen infrage zu stellen. Israel hörte auf, die Bewohner*innen des Gazastreifens als menschliche Akteure zu behandeln, und wurde dann von ihrem Auftreten als handelnde Akteure überrascht.

Die Vorstellung, man habe die Hamas ausreichend abgeschreckt, die den Weg für das Massaker am 7. Oktober ebnete, basierte auf dem Ignorieren der Bevölkerung des Gazastreifens. Diese Vorstellung ging davon aus, dass es durch den Einsatz von Gewalt oder die Androhung von Gewalt möglich sei, die Führung im Gazastreifen in die von Israel gewünschte Richtung zu lenken. Man meinte, die Hamas-Führung sei kontrollierbar, habe die Gewaltdrohungen der israelischen Regierung ernst genommen und würde mit Zurückhaltung reagieren. Dies erforderte keine eingehende Analyse der Beziehungen der palästinensischen Führung zu den von ihr Geführten, zu der nicht wahrgenommenen Bevölkerung. Niemand dachte, dass ein massiver Einsatz von Gewalt die Position der Hamas im Gazastreifen stärken kann, wie es der Nahostwissenschaftler Shaul Mishal vorhergesagt hat. Mishal argumentiert, dass Israel den Gegner (in diesem Fall im Gazastreifen) als ein Objekt wahrnimmt und nicht als eine dynamische Einheit, mit der es interagiert – ein Objekt, das auf Israels Handlungen reagiert und von dem erwartet wird, dass er sein Verhalten infolgedessen ändert.[15] Aus Israels Sicht soll der Einsatz massiver Gewalt den Feind davon abhalten, zurückzuschlagen, aber aus dessen Sicht wird der bloße Akt, Israel die Stirn zu bieten und dies demonstrativ vor den Augen der lokalen Bevölkerung zu tun, bereits als Sieg betrachtet. Und Israels Bombardierungen ermöglichen ihm, ein Gefühl von Gemeinschaft und Solidarität zu entwickeln. Daher beruht die Vorstellung, dass man die Hamas ausreichend abgeschreckt hätte, auf dem Ignorieren der Bevölkerung im Gazastreifen und deren Interaktionen mit ihrer Führung. Wenn das zutrifft, dann zeigt sich in dem übermäßigen Vertrauen in technologische Lösungen, das vielfach als eine der Ursachen für das militärische Versagen genannt wurde, nicht nur ein Verdrängen der Möglichkeit, dass die Technologie und damit auch die israelischen Verteidigungssysteme zusammenbrechen können, wie dies am 7. Oktober geschah. Man hat damit auch ignoriert, dass Technologien gerade dann zu unbeabsichtigten und unerwünschten Ergebnissen führen können, wenn sie effektiv eingesetzt werden; dass der Einsatz von Technologien das Ignorieren der Bevölkerung des Gegners und der Dialektik der Anwendung von Gewalt gegenüber dieser fördern kann.

Daher ist es durchaus vertretbar, das Argument weiterzuführen und zu sagen, dass, wenn die Hamas als terroristische Organisation betrachtet wird und nicht als eine Armee, die eine Bevölkerung hinter sich hat, und somit als ein Objekt, dessen Willen Israel manipulieren kann, dann einzelne Personen in dieser Armee an Bedeutung verlieren. Deshalb sollte es uns auch nicht verwundern, dass die Cyber-Geheimdienst-Unit 8200 aufgehört hat, die Funknetze der Hamas-Kämpfer abzuhören, weil sie dies für einen unnötigen Aufwand hielt.[16] Dieser Schritt fiel mit dem Ignorieren von aus anderen Quellen stammenden Informationen über die Aktivitäten der Hamas-Einheiten zusammen.[17] Der Geheimdienst konzentrierte sich auf das Geschehen im Hauptquartier der «Terrorarmee», das als abzuschreckendes Objekt wahrgenommen wurde, nicht jedoch auf die Hamas-Einheiten.

In diesem Artikel habe ich vorgeschlagen, über die Ursachen des Versagens vom 7. Oktober anders nachzudenken. Damit erhebe ich nicht den Anspruch einer vollständigen Erklärung, will jedoch in eine Richtung weisen, die zu einer solchen beitragen kann. Es ist jedoch wichtig zu fragen, ob die Lehren aus den Fehlern des 7. Oktober eine Garantie dafür bieten, dass sich ein solches Versagen nicht wiederholen wird. Dies kann bezweifelt werden. Wie bereits erwähnt, findet das Leiden der palästinensischen Bevölkerung im gegenwärtigen Krieg keinerlei Beachtung im öffentlichen Diskurs in Israel. Das Gleiche gilt für die Herausforderungen eines Wiederaufbaus und dessen Relevanz für Israels Zukunft. Ein Teil der israelischen Öffentlichkeit mag davon überzeugt sein, dass die Bevölkerung im Gazastreifen das Leid, das ihnen gerade widerfährt, verdient habe. Aber es macht keinen Sinn, sich gegenüber der Frage, wie die Beziehungen zu dieser in Zukunft aussehen sollen, völlig zu verschließen. Die Bewohner*innen des Gazastreifens sind weiterhin eine ignorierte Bevölkerungsgruppe, die gerade auf die nächste Katastrophe zusteuert.

Aus dem Hebräischen übersetzt von Ursula Wokoeck Wollin.

Yagil Levy ist Professor für Politische Soziologie und Public Policy an der Open University of Israel.

Der Artikel wurde zuerst im November 2023 im Magazin HaZman HaZeh veröffentlicht (https://hazmanhazeh.org.il/dehumanization-by-disregard/).

Anmerkungen:

[1] Dieser Beitrag beruht zu Teilen auf meinem auf Hebräisch veröffentlichten Buch: «Sie schießen und weinen [dann] nicht»: Die neue Militarisierung in Israel in den 2000er Jahren, Lamda 2023.

[2] Oren, Neta/Bar-Tal, Daniel: The Detrimental Dynamics of Delegitimization in Intractable Conflicts: The Israeli-Palestinian Case, in: International Journal of Intercultural Relations 31(1), 2007, S. 111–126.

[3] Butler, Judith: Frames of War: When is Life Grievable?, London 2016; dies,: Precarious Life: The Powers of Mourning and Violence, London 2004.

[4] Mendel, Yonatan/Halevy, Dotan: „Sie werden schwerlich über ‚Kollateralschäden‘ sprechen können“, in: Haaretz, 22.5.2021 [Hebräisch].

[5] Dekel, Udi/Shusterman, Noah: „Israel’s Policy toward the Gaza Strip: Strategic Alternatives“, Institute of National Security Studies, Tel Aviv 2020, S. 37–38.

[6] David, Assaf/Klein, Eyal: Zur Kritik und zum Selbstbewusstsein der israelischen Orientalistik, in: Kri'ot Israeliot 3 (2023), S. 1–10 [Hebräisch].

[7] Siman-Tov, David: «Wer gewinnt?» Israels Einflusskriege. Beitrag zur Konferenz «Nationale Sicherheit, Wahrheit und Vertrauen: der Kampf um das Bewusstsein im digitalen Zeitalter» (Jahreskonferenz des Lipkin-Shahak-Programms), Institute of National Security Studies, 24.10.2021, Tel Aviv [Hebräisch].

[8] Levy, Yagil: Whose Life is Worth More? Hierarchies of Risk and Death in Contemporary Wars, Stanford 2019, S. 190–192, 197–198, 205–207.

[9] Lloyd, Moya: Naming the Dead and the Politics of the ‘Human’, in: Review of International Studies 43(2), 2017, S. 260–279.

[10] HCJ 5228/14 B’Tselem – The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories v. Israel Broadcasting Authority, S. 11 [Hebräisch].

[11] Bauman, Zygmunt: Collateral Damage: Social Inequalities in a Global Age, Cambridge 2011, S. 5.

[12] Ich danke der Haaretz-Journalistin Amira Hass für ihre Hilfe bei der Datensuche.

[13] Grinberg, Lev: For all its military might, Israel succumbed to its most fatal weakness, in: +972 Magazine, 15.11.2023, unter: https://www.972mag.com/israel-political-weakness-military-hamas/.

[14] Giddens, Anthony: Power, the Dialectic of Control and Class Structuration, in: ders.: Profiles and Critiques in Social Theory, London 1982, S. 197.

[15] Mishal, Shaul: Die Prinzipien des Kampfes in dicht [besiedelten] Räumen von arabischen nichtstaatlichen Organisationen, in: Tzava v‘Estrategia, 4:1 (2012), S. 23–29 [Hebräisch].

[16] Bergman, Ronen/Mazzetti, Mark/Abi-Habib, Maria: How Years of Israeli Failures on Hamas Led to a Devastating Attack, in: New York Times, 29.10.2023.

[17] Hofstein, Avner: «Ich sah Jom Kippur wiederkommen – und die Armee hörte nicht zu», in: Zman Israel, 17.10.1023 [Hebräisch].

Autor:in

Yagil Levy ist Professor für Politische Soziologie und Public Policy an der Open University of Israel.