Adva-Center
Das Adva-Zentrum führt sozialpolitische Analysen durch. Es verfolgt dabei ein politisches Ziel: Mit der Veröffentlichung der Studien und Analysen soll die öffentliche Diskussion beeinflusst werden, um Gleichheit und soziale Gerechtigkeit in Israel zu fördern. Das Zentrum wurde 1991 gegründet, unter anderem von Feminist:innen und Aktivist:innen im Kampf um die Gleichberechtigung von Mizrachim und Palästinenser:innen in Israel. Adva arbeitet zu einer Vielzahl von Themen: zu Haushaltsfragen und Steuerpolitik, zum Erziehungs- und Gesundheitswesen, zum Wohnungsmarkt, zu den Bereichen soziale Sicherheit, Wohlfahrt und öffentlicher Verkehr. Generell kritisiert Adva die seit Mitte der 1980er Jahre in Israel betriebene neoliberale Politik, vor allem die Privatisierungstendenzen und den Abbau staatlicher Sozialleistungen. Die Studien untersuchen die Auswirkungen dieser Politik auf die israelische Gesellschaft und formulieren Empfehlungen für eine politische Linie, die das sozioökonomische Gefälle vermindert und angemessene Sozialleistungen für alle sichert.
Advas Publikationen umfassen Jahresberichte über die sozioökonomischen Entwicklungen in Israel im Allgemeinen und auf dem Arbeitsmarkt im Besonderen, Kommentare zu staatlichen Haushaltsentwürfen, geschlechterbezogene Analysen staatlicher Politik und deren Finanzierung, Berichte über die sozioökonomischen Auswirkungen der israelischen Besatzung palästinensischer Gebiete und über spezifische Aspekte des Erziehungs- und Gesundheitswesens.
Das Adva-Zentrum hat sich zu einer angesehenen und viel genutzten Diskussions- und Vernetzungs-Plattform für Forscher:innen, Politiker:innen, Aktivist:innen und Journalist:innen entwickelt. Die Mitarbeiter:innen präsentieren ihre Erkenntnisse in Vorträgen und Workshops und kooperieren mit anderen Organisationen bei öffentlichen Aktionen und Advocacy-Kampagnen. Adva hat maßgeblich dazu beigetragen, dass seit einigen Jahren erstmals eine öffentliche Diskussion über den Staatshaushalt stattgefunden hat.
Einer der Arbeitsschwerpunkte der letzten Jahren war Geschlechtergleichheit. Zusammen mit verschiedenen Partnern spielt Adva eine führende Rolle bei dem Vorhaben, die Geschlechter-Perspektive in die nationalen und kommunalen Haushalte sowie in die öffentliche Politik einzubringen, genderbedingte Diskriminierung im Lohnbereich zu bekämpfen und Frauen zu befähigen, eine aktive Rolle im Kampf um Gleichberechtigung zu übernehmen. Dazu verfasst Adva Publikationen und führt Workshops durch, arbeitet auf kommunaler Ebene und als politische Interessensvertretung. Ein Erfolg dieser Arbeit ist die Aufnahme von „Geschlechter-Analyse“-Bestimmungen in den Staatshaushaltsentwurf für 2015/2016.
Die Kooperation zwischen dem Adva-Zentrum und der Rosa-Luxemburg-Stiftung besteht seit 2009. Aus ihr sind zwei Serien von Berichten entstanden. Die erste widmet sich dem israelischen Erziehungswesen. Sie beschreibt Trends wie Segregation und Privatisierung im Bildungswesen und untersucht die Auswirkungen von neu eingerichteten Leistungsklassen auf die wachsende Leistungskluft zwischen Schüler:innen verschiedener sozialer Herkunft. Um dieser entgegenzuwirken empfiehlt sie Maßnahmen, die allen gleiche Bildungschancen verschaffen und eine Angleichung des Leistungsniveaus bewirken sollen. Die zweite Reihe befasst sich mit Aspekten des israelischen Arbeitsmarktes, die in der Debatte meist vernachlässigt werden, wie etwa die die Lage des Mittelstands, von Selbstständigen und die Situation erwerbstätiger Frauen über 60.
Derzeit erarbeitet Adva in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine weitere Reihe von Studien, die das Problem hoher Wohnungspreise untersuchen und maßgebende Akteure auf dem Wohnungsmarkt unter die Lupe nehmen sollen. Erste im August 2015 veröffentlichte Ergebnisse zeigen, dass viele Israelis mit steigenden Wohnkosten zu kämpfen haben, während der Staat die Investitionen in den Bau und die Beschaffung niedrigpreisiger Wohnungen reduziert und das Budget des Wohnungsministeriums beträchtlich gekürzt hat, obwohl die staatlichen Einnahmen aus verschiedenen Immobiliensteuern gestiegen sind. Der erste Bericht „Von der Wohnungsbeschaffung zur Immobilieninvestition – Die Folgen der Kapitalkonzentrierung auf dem Wohnungsmarkt“ wurde im September 2015 veröffentlicht und fand in den Medien weitreichende Beachtung.